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Ziegelhausen

Ziegelhausen zieht sich in Ost-West-Richtung zwischen den Einmündungen von Bärenbach und Mausbach am Neckar entlang. In Nord-Süd-Richtung reicht die Ausdehnung vom Neckar (108m) bis zum Dossenheimer Kopf (547m). Die Größe der Gemarkung beträgt 1475ha, davon entfallen auf Peterstal 371ha.

Geschichte

Archäologische Funde deuten auf eine Besiedlung in römischer Zeit hin, erstmalig urkundlich erwähnt wurde Ziegelhausen allerdings erst im Jahre 1220 in einer Urkunde des Klosters Lorsch. Die Keimzelle des Dorfes bildet die vom Kloster Schönau gegründete Ziegelei, das sogenannte "obere Ziegelhaus", und die Abtei Neuburg.

Zur neuzeitlichen Geschichte:

  • Die Entvölkerung der Region nach dem Dreißigjährigen Krieg führt zur Ansiedlung von Schweizern reformiert-evangelischen Bekenntnisses, so lange die Kurfürsten der selben Konfession angehörten. Aus der wechselvollen Religionsgeschichte der Pfalz ist das "Exil" einer (in ihren Nachkommen noch heute ortsansässigen) Familie Meuter überliefert, die mehrere Jahre, von der Dorfbevölkerung unterstützt und gegenüber der Obrigkeit verschwiegen, in einer außerhalb Ziegelhausens am Schönauer Abtweg befindlichen Sandsteinhöhle, dem "Meuters Loch" lebte.
  • Fertigstellung der evangelischen Kirche im Jahre 1733
  • 1742 Einweihung der katholischen Kirche St. Laurentius
  • 1905 Eröffnung der Neckarschule
  • Die im Jahre 1914 gebaute Neckarbrücke nach Schlierbach verbindet Ziegelhausen mit der Bahn und beendet den Fährverkehr.
  • 1936 wird Peterstal Ortsteil von Ziegelhausen
  • 1945 wird die Neckarbrücke durch den Volkssturm gesprengt; anschließend folgt ein Artilleriegefecht zwischen amerikanischen Truppen auf Ziegelhäuser und deutschen Truppen auf Schlierbacher Seite.
  • 1954 wird die neue Neckarbrücke dem Verkehr übergeben.
  • 1960 Eröffnung der Steinbachschule
  • Am 1. Januar 1975 tritt der Eingemeindungsvertrag zwischen der Gemeinde Ziegelhausen (Rhein-Neckar-Kreis) und der kreisfreien Stadt Heidelberg in Kraft, obgleich die Bewohner Ziegelhausens sich in zwei von der Gemeinde Ziegelhausen ähnlich einem Volksentscheid organisierten Bürgerbefragungen weit überwiegend (d. h. bei der zweiten Abstimmung über 80%) für den Erhalt der Selbständigkeit ausgesprochen hatten. Die hierbei aufgeworfene, verfassungsrechtliche Problematik, ob es in einer repräsentativen Demokratie "rechtlich unverbindlich" sein kann, wenn das Volk in einer konkreten Frage von seinen Vertretern direkt befragt wird, blieb ungeklärt.

Wirtschaft

  • Ziegeleien: Bis ins 20. Jahrhundert wurde die Tonerde Ziegelhausens zur Herstellung von Backsteinen und Ziegeln genutzt. Mit dem Niedergang der Dampfziegelei Kühner & Cie endete dieses Gewerbe.
  • Steinbrüche: Der Sandstein und der Porphyr Ziegelhausens wurde bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts gefördert.
  • Bergbau: 1893 wurde im Mausbachtal ein 460m langer Stollen in den Berg getrieben zur Förderung von Manganerz. Die geförderten 130t Erz wurden von den Röchling Stahlwerken in Völklingen verhüttet. Bedingt durch die geringe Qualität des Erzes wurde der Abbau 1896 wieder eingestellt.
  • Wäschereien: Das Hauptgewerbe Ziegelhausens im 20. Jahrhundert war die Wäscherei. Das kalkfreie Quellwasser und die Wiesen im Neckartal und Steinbachtal (Bleichwiesen) boten hierzu ideale Voraussetzungen. Die Wäschereien waren vorwiegend Heim- und Kleinbetriebe. Das Wäschereigewerbe erreichte 1939 seinen Höhepunkt mit 230 Betrieben, heute ist es nur noch ein Betrieb.
  • Mühlen: Die Wasserkraft von Steinbach und Bärenbach wurden zum Betrieb von Mühlen genutzt, darunter zwei Pulvermühlen, eine Papiermühle und eine Hammerschmiede. Die letzte Mühle stellte 1925 ihren Betrieb ein.
  • Schokoladen Fabrik "Haaf" am Neckarufer am Ende des Bärenbachtals gelegen. Betriebsende in den 1970er Jahren. Danach Veranstaltungsort gelegentlicher Konzerte. Heute ein Wohnpark.

↑ Quelle: Stadt Heidelberg: Statistische Informationen zu den Stadtteilen 2005 [1]  & Wikipedia